Erstmals fĂŒhren Kinderartikel die Schwarze Liste der EU ĂŒber unsichere KonsumgĂŒtern an. Die Mehrzahl der riskanten Produkte stammt aus China.
Von Cornelia Bolesch
Dringend gewarnt wird vor dem Wildschwein "Toljans". Es kommt aus Russland, blickt doof und treuherzig - und trĂ€gt eine Kette, mit der sich kleine Kinder beim Spielen leicht erwĂŒrgen können.
Auch die possierliche "Pink Lady" hat im Kinderzimmer nichts zu suchen. Der rosa Pudel aus China ist mit Plastikaugen bestĂŒckt, die kleine Kinder ohne MĂŒhe aus dem Fell zupfen und verschlucken können.
Das sind nur zwei Beispiele von KonsumgĂŒtern, die europĂ€ische Sicherheitsstandards nicht einhalten. Sie stehen auf einer regelmĂ€Ăig aktualisierten Liste im Internet. Mehr als 900 Mal haben die Behörden im Jahr 2006 vor solchen Produkten gewarnt.
Erstmals fĂŒhren Kinderartikel diese Schwarze Liste an: Stofftiere, Spiele, Schnuller, Kinderbetten oder TragetĂŒcher. Die Mehrzahl dieser riskanten Produkte stammt aus China.
Eigentlich hĂ€tten sie gar nicht auf den europĂ€ischen Markt gelangen dĂŒrfen. Doch deutsche VerbraucherschĂŒtzer entlassen die Eltern nicht aus der Verantwortung. "Ohne die Nachfrage nach Billigprodukten aus China wird es auch kein Angebot geben", stellt das EuropĂ€ische Verbraucherzentrum fest.
Mit dem Schnellwarnsystem Rapex warnt die EU-Kommisson deshalb alle EU-Staaten vor gefÀhrlichen Spielsachen, aber auch vor unsicheren MotorrÀdern, riskanter Elektronik oder giftiger Kosmetik.
FĂŒr Nahrungsmittel und Medizin gibt es eigene EU-weite Alarmsysteme. Hinter Rapex verbirgt sich ein gesichertes Internetprogramm, ĂŒber das nationale Behörden mit der EU-Kommission schnell in Kontakt treten können.
Elektroschock durch Aquarums-Beleuchtung
Stellt in Deutschland etwa die fĂŒr Produktsicherheit zustĂ€ndige Bundesanstalt fĂŒr Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fest, dass eine Beleuchtung fĂŒr Aquarien eher geeignet ist, Elektroschocks auszulösen als Zierfische ins rechte Licht zu rĂŒcken, zieht sie das Produkt vom deutschen Markt zurĂŒck und unterrichtet sofort auch die Rapex-Stelle in der Generaldirektion Verbraucherschutz in BrĂŒssel.
Importeure und Hersteller sind ebenfalls verpflichtet, solche Informationen weiterzugeben. Auch China hat inzwischen Zugang zu der Rapex-Datei.
Die Beamten der Kommission sind rund um die Uhr, notfalls auch ĂŒber Mobiltelefon, zu erreichen. Ihre Aufgabe ist es, die zustĂ€ndigen Behörden in allen anderen EU-Staaten zu warnen. In besonderen FĂ€llen kann die Kommission die Mitgliedstaaten sogar verpflichten, ein unsicheres Produkt zurĂŒckzurufen oder dessen Vermarktung zu verbieten.
Bisher griff BrĂŒssel zweimal ein und verbot schĂ€dliche Weichmacher in Plastikspielzeug und Feuerzeuge ohne spezielle Kindersicherung.
Nicht alle EU-Staaten unterstĂŒtzen Rapex mit dem gleichen Eifer. 2006 meldete Deutschland 140 gefĂ€hrliche GĂŒter nach BrĂŒssel. Aus Italien, Ăsterreich oder DĂ€nemark aber kamen kaum ein Dutzend Hinweise. Wer sich nicht auf seine Behörden verlassen will, kann die Schwarze Liste im Internet selbst unter
http://ec.europa.eu/rapex aufrufen.
(SZ vom 19.4.2007)
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Nicola Quade
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