Sehr geehrte Damen und Herren,
meine Frau und ich haben bezüglich der Erziehung zur Verkehrssicherheit bei unserem Sohn unterschiedliche Ansichten. Daher möchte ich sie nun um ihren Rat bitten. Dazu lege ich kurz den Fall dar:
Als unser Sohn ca. 1,5 Jahre alt war, habe ich mit ihm Spaziergänge auf Nebenwegen gemacht (die Gegend bei uns ist eher ländlich mit städtischen Tendenzen). Dabei habe ich immer darauf geachtet, ob Autos kommen. Jedoch habe ich bereits dann versucht ihn dafür zu sensibilisieren, dass Autos auf der Straße unterwegs sein können und wir für diese an die Seite gehen. Zudem verläuft vor unserem Haus ein Fahrradweg (auch für Fußgänger) und eine befahrene Landstraße. Immer wenn wir sie mal überqueren wollten, habe ich unseren Sohn aufgefordert, nach rechts und links zu schauen ob ein Auto kommt. Er hat - aus meiner Sicht - recht gut wahrnehmen können, ob Autos kommen oder nicht. Wenn er 'kein Auto (kommt)' sagte, entgegnete ich 'dann können wir ja rüber gehen'. Damit kommt das Startsignal zum Überqueren der Straße also immer ganz klar von mir. Er geht nicht einfach von sich aus los. Natürlich habe ich selbst auch immer mit geguckt, ob ein Auto kommt, habe ihn aber ganz klar mit in die Verantwortung genommen, nach Autos zu schauen. Sehr freut es mich, dass er sehr schnell äußerst sicher sagen konnte, ob ein Auto kommt oder nicht. Mit ca. 2,5 Jahren stellte ich fest, dass er etwas nachlässig wurde. Das heißt, dass er zwar den Kopf in die beiden Richtungen wendete, aber nicht wirklich dahin schaute und mehr schematisch je 'kein Auto kommt' sagte. Doch hat sich das mittlerweile wieder gebessert (er ist jetzt fast 3,5 Jahre alt). Ergänzen möchte ich aber noch, dass die Verkehrssituationen, wo er drei Richtungen berücksichtigen muss, für ihn schon schwieriger sind. Dann habe ich ihn immer klar auf die jeweiligen Richtungen hingewiesen, in denen er nach Autos schauen muss.
Zudem habe ich es grundsätzlich immer so gehandhabt, dass ich mit meinem Sohn immer an der Straße gewartet habe, sobald ein Auto zu sehen war (bei mehreren hundert Metern Sicht). Das dauerte manchmal, aber ich habe mir gesagt, dass er Entfernungen und Geschwindigkeiten noch nicht abschätzen kann. Ein ungutes Gefühl habe ich dabei, einfach zu ihm zu sagen, dass ich es als Erwachsener schon besser beurteilen kann als er und wir ggf. doch schon/noch über die Straße gehen können. Ich wollte da nicht zwischen uns unterscheiden, um die Bedeutung des Ganzen in keinster Weise zu relativieren.
Meine Frau vertritt den Standpunkt, dass ich unseren Sohn damit klar überfordere. Er könne noch keine Verantwortung übernehmen und dürfe auch noch nicht den Eindruck gewinnen, als könne er 'entscheiden', ob die Straße frei sei oder nicht. Sie meint zudem, man könne doch auch nicht immer so lange warten, bis wirklich überhaupt kein Auto mehr zu einem hin unterwegs ist. Schließlich habe man es manchmal auch eilig. In anderen Belangen würde man dem eigenen Kind ja auch klar signalisieren, dass man als Erwachsener die Lage besser beurteilen könne und das deshalb so-und-so gehandelt werde.
Meine Frau und ich vertreten da also derzeit sehr gegensätzliche Meinungen, die sich - aus meiner Sicht - schwer harmonisieren lassen. Zwar bin ich - wenn meine Frau dabei ist - um ihretwillen auch schon mal dazu übergegangen, dass ich für uns alle geguckt habe ('kein Auto kommt' oder 'das Auto ist noch weit genug weg'), habe dabei aber ein sehr ungutes Gefühl. Das gleiche ist der Fall, wenn sie für uns nach Autos guckt.
Ich habe den Eindruck, dass ich unserem Sohn schon recht brauchbar vermitteln konnte, was Vorsicht im Verkehr bedeutet und habe nun die Sorge, dass ich das alles wieder relativiere, wenn ich von eingeschlagenen Weg abweiche. Ich habe halt den Eindruck, dass der Weg meiner Frau zwar einfacher und erst einmal praktischer ist, aber nicht unbedingt besser.
Danke schon mal im Voraus für die Auseinandersetzung mit meinem Anliegen!
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