Kinder setzen beim Einkauf ihren Kopf durch
Beim Einkauf pochen Kinder immer stĂ€rker auf ihre Marken-WĂŒnsche. Die Eltern geben einer Studie zufolge fast immer nach.
Kinder haben ein viel stÀrkeres Markenbewusstsein beim Einkauf entwickelt
von Florian Rinke
Kinder verfĂŒgen nicht nur ĂŒber ihr eigenes Taschengeld, sondern bestimmen auch zunehmend, wie sie sich kleiden und wie sie ihre Zimmer einrichten wollen. Sie werden selbstbewusster, Ă€uĂern deutlicher ihre WĂŒnsche und werden bei Kaufentscheidungen stĂ€rker eingebunden. Dies ist das Ergebnis der âKids Verbraucher Analyse 2010â des Egmont Ehapa Verlags. Marktforscher haben dafĂŒr 1745 Doppelinterviews mit Kindern und ihren Eltern gefĂŒhrt. Die Studie soll reprĂ€sentative Ergebnisse zum Medien- und Konsumverhalten der 6,2 Millionen deutschsprachigen Kinder zwischen sechs und 13 Jahren liefern. âKinder sind inzwischen ihre eigenen Stylisten, ihre eigenen Finanzminister und haben mit ihrem Kinderzimmer ihr eigenes kleines Königreichâ, sagt Ralf Bauer, Leiter Markt- und Mediaforschung bei dem Berliner Verlag.
Gerade fĂŒr Unternehmen sind diese Entwicklungen interessant: Sie legen nicht nur nahe, dass Kinder in den vergangenen Jahren ein viel stĂ€rkeres Markenbewusstsein entwickelt haben â sondern auch, dass eine zunehmende Zahl von Eltern diesem nachgibt. So ist rund 50 Prozent der befragten Kinder wichtig, welche Marke ihre Sportschuhe, ihre Kleidung oder ihre RuchsĂ€cke haben.
In fast allen FĂ€llen werden die WĂŒnsche von den Eltern erfĂŒllt. Nur bei teureren Anschaffungen wie etwa Handys oder MP3-Playern setzen sich die Eltern noch mehrheitlich durch: WĂ€hrend 48 Prozent der Kinder beim Handy auf die Marke achten, sind lediglich 24 Prozent der MĂŒtter und VĂ€ter bereit, dem Wunsch der Kinder nachzukommen. DafĂŒr ĂŒbernehmen inzwischen 49 Prozent der Eltern die Handyrechnungen ihrer Sprösslinge, ein Anstieg um neun Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr. Nur noch 14 Prozent der Kinder mĂŒssen ihre Handykosten selbst bezahlen. Parallel dazu nimmt seit 2007 aber auch die Höhe der Telefonrechnungen ab. Betrugen die Handykosten damals noch 312 Euro im Durchschnitt, so liegen sie heute noch bei 251 Euro pro Jahr.
Kinder kaufen am liebsten SĂŒĂigkeiten und Zeitschriften
Nachdem die kleinen Finanzgenies die Handykosten aus ihren Bilanzen also mehrheitlich tilgen konnten, stehen ihnen die 23,04 Euro Taschengeld, die sie monatlich im Durchschnitt erhalten, fĂŒr andere KonsumgĂŒter zur VerfĂŒgung. Gleiches gilt fĂŒr die 186 Euro, die sie jĂ€hrlich zusĂ€tzlich als Geldgeschenke erhalten. Am liebsten kaufen sich die Kinder von ihrem Geld SĂŒĂigkeiten (61 Prozent) oder Lesefutter, wie Zeitschriften oder Comics (51 Prozent). WĂ€hrend sich vieles verĂ€ndert, bleibt hier eines konstant: Walt Disney dominiert bei den Comics weiter das Kinderzimmer. Spitzenreiter ist die wöchentlich erscheinende âMicky Mausâ mit 627.000 Lesern, gefolgt von âDisneys Lustigem Taschenbuchâ (beide Egmont Ehapa Verlag) mit 473.000 Lesern. Auch vielen Eltern gefallen die Helden der Kindheit noch immer, weshalb sie die Hefte direkt mitlesen.
Auch andere klassische Spielzeuge, wie etwa Brettspiele, Puzzle oder PlĂŒschtiere sind noch in fast allen Kinderzimmern vorhanden. Hinzu gesellen sich aber immer hĂ€ufiger Spielkonsolen, wie Nintendos Wii oder die Playstation, sowie HandspielgerĂ€te, wie etwa der Gameboy. So haben inzwischen 83 Prozent der 10- bis 13-JĂ€hrigen ein HandspielgerĂ€t oder eine Konsole, bei den Sechs- bis NeunjĂ€hrigen sind es immerhin schon 66 Prozent â Tendenz steigend. Dabei ist das âZockenâ lĂ€ngst keine klassische JungsdomĂ€ne mehr, auch wenn sie regelmĂ€Ăiger und lĂ€nger an den GerĂ€ten sitzen als MĂ€dchen. âInsgesamt setzt sich der Trend fort, dass MĂ€dchen immer hĂ€ufiger elektrische SpielgerĂ€te nutzenâ, sagt Marktforscher Ralf Bauer.
Waren es 2009 lediglich 63 Prozent der MĂ€dchen, die mit dem Gameboy oder anderen HandgerĂ€ten spielten, so waren es in diesem Jahr bereits 70 Prozent. Damit liegen sie fast gleichauf mit den Jungen, von denen immerhin 78 Prozent in ihrer Freizeit gerne mit Gameboy & Co. spielen. Enorme Zuwachsraten gab es hingegen fĂŒr beide Gruppen bei den Konsolen: 71 Prozent der Jungen (plus 13 Prozent) und 60 Prozent der MĂ€dchen (plus 17 Prozent) spielen in ihrer Freizeit an den GerĂ€ten. Gleichzeitig nimmt die Internetnutzung der Kinder weiter zu. Zwei Drittel (4,2 Millionen) waren schon einmal online, darunter jedes zweite Kind zwischen sechs und neun Jahren. Unter den 10- bis 13-JĂ€hrigen gaben 35 Prozent an, fast tĂ€glich im Internet unterwegs zu sein. Genutzt wird das Netz vor allem zur Informationsbeschaffung fĂŒr die Schule.
Doch egal, welche Trends in den letzten Jahren auf den Markt kamen, ein Ergebnis, stellte Ralf Bauer fest, hat sich in den 17 Jahren, in denen der Verlag die Kids Verbraucher Analyse veröffentlicht, nicht verĂ€ndert: âAuch in diesem Jahr gab es wieder glĂŒckliche Kinder, deren FreirĂ€ume weiter wachsen.â
Quelle:
www.welt.de