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 Betreff des Beitrags: Ãœbertriebene Sauberkeit schwächt das Immunsystem
BeitragVerfasst: 02.09.2010, 10:46 
Expertin
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Registriert: 10.01.2005, 13:53
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Kaum ist das Baby auf der Welt, beginnt in vielen Haushalten das Putzen und Schrubben. Denn noch immer ist der Irrglaube weit verbreitet, dass Kinder vor Keimen, Bakterien, Staub und Schmutz geschützt werden müssen - am besten mit Desinfektionsmitteln und scharfen Reinigungsmitteln.


Doch Experten sind sich mittlerweile einig: Übertriebene Sauberkeit schwächt das Immunsystem und macht Kinder anfälliger für Krankheiten. Viele sind nach Studien überzeugt davon, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen überzogener Hygiene und der Zunahme von Allergien gibt. Doch heißt das, dass wir unsere Babys zum Spielen am besten mitten in den Dreck setzen? Und dass es gesundheitsfördernd ist, wenn das Zimmer des neunjährigen Bruders zur Müllhalde verkommt? Natürlich nicht, aber ein Kinderhaushalt muss nicht porentief rein sein. Das sollten Sie trotzdem beachten.


Auch wenn in der Werbung suggeriert wird, dass nur ein sauberes Kind ein glückliches ist - zu viel Hygiene kann krank machen. Wie das Deutsche Grüne Kreuz (DGK) informiert, ist eine Desinfektion im Haushalt vergleichbar mit dem Einsatz von Insektiziden, Pestiziden und Fungiziden in der Landwirtschaft. Desinfektionsmittel vernichten die für unser Leben nützlichen Mikroorganismen, führen zu Resistenzen bei krankheitsverursachenden Bakterien und können damit das menschliche Immunsystem schwächen, da es ohne Bakterien nicht ausreichend stimuliert wird, so das DGK. Ein zusätzliches Problem: Viele desinfizierende Mittel enthalten Stoffe, die dem Menschen gefährlich werden können, Triclosan zum Beispiel kann über die Haut aufgenommen werden und in den Entgiftungsstoffwechsel der Leber eingreifen; außerdem kann der Stoff gegen Antibiotika resistent machen. Benzalkoniumchlorid, ein desinfizierender Zusatzstoff, gilt als allergieauslösend. Aus Natriumhypochlorid, einer Substanz, die in vielen Reinigern zu finden ist, wird Chlor freigesetzt. Das wiederum kann Haut und Schleimhäute reizen. Gerade für Kleinkinder, die die meiste Zeit auf dem Boden sitzen und gerne an allem möglichen herumlutschen, können diese Stoffe gefährlich werden.


Keime passen sich an

Immer brisanter wird das Problem, dass sich Erreger schwerer Krankheiten den heutigen Desinfektions- und antibakteriellen Mitteln anpassen. Das führt aktuell vor allem in Krankenhäusern und Kliniken zu Problemen, doch die Problematik wird durch zu viel private „Putzhysterie“ verstärkt. So züchteten Forscher der Universität Galway (Irland) kürzlich Bakterien in einer Nährlösung, die sie schrittweise mit Benzalkoniumchlorid anreicherten. Nach 33 Tagen hatten sich die Mikroben so gut daran gewöhnt, dass sie zwölfmal so hohe Konzentrationen ertrugen wie zu Beginn des Versuchs. Nebenbei waren die Bakterien resistent gegen das Antibiotikum Ciprofloxazin geworden. Sie hielten sogar 256-mal höhere Dosen aus als ihre nicht angepassten Artgenossen.


Dreck wappnet Kinder vor Allergien

Was von Experten schon länger vermutet wurde, belegen immer mehr Studien: Dreck macht Kinder fit. Im Auftrag vom bayerischen Umweltministerium wurden 1200 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass Stadtkinder 15-mal häufiger an Allergien leiden als ihre Altersgenossen, die auf Bauernhöfen aufwachsen. Je intensiver dabei der Stallaufenthalt war, desto ausgeprägter war der Schutz vor Asthma und Allergien. Zum gleichen Ergebnis kamen auch Studien aus benachbarten Ländern: Hohe Keimkonzentrationen, wie es sie im Stall gibt, scheinen besonders gut vor Allergien zu schützen. Der englische Biowissenschaftler Matt Ridley gab dafür eine einleuchtende Erklärung: „In der Steinzeit hatte das Immunsystem reichlich zu tun: Spulwürmer, Bandwürmer, Hakenwürmer und Leberegel mussten bekämpft werden. Die Abwehrzellen hatten keine Zeit, sich um Katzenhaare oder um Milben zu kümmern. Heute langweilen sie sich oft. Und deshalb treibt das Immunsystem Unfug und fährt schwere Geschütze gegen harmlose Dinge wie Katzenhaare auf.“

Das Londoner „Institut of Biology“ nennt eine ganze Reihe von Faktoren, die nach neusten Erkenntnissen ein Kind am besten vor einer möglichen Allergie schützen:

- Das Kind hat mehrere Geschwister, vorzugsweise Brüder.

- Hände und Gesicht werden eher selten gewaschen.

- Das Kind macht Darminfektionen durch.

- Es lebt auf einem Bauernhof mit Tieren.

- Es gibt einen Hund im direkten Umfeld.

- Der Staub in der Wohnung ist nicht keimfrei.


Welche Keime sind gefährlich?

Natürlich gibt es eine Menge Dreck und Keime, die gerade kleinen Kindern sehr gefährlich werden können. Deshalb ist es nicht ratsam, in feiner „Dreckmanier“ sein zweijähriges Kind auf einem völlig verdreckten Hinterhofspielplatz unbeobachtet zu lassen und damit Gefahr zu laufen, dass das Kind Hundekot, Katzendreck oder ähnliches in den Mund (und Magen) bekommt. Diese Art der Verschmutzungen macht aus harmlosem Spielplatzsand oft ein gefährliches Gemisch. Hier wird beispielsweise der Fuchsbandwurm übertragen, dessen Larven die Leber befallen. Auch an Straßenecken und an öffentlichen Mülleimern können gefährliche Keime entstehen, die nicht mit dem natürlichen Dreck auf Feld und Wiese zu vergleichen sind. Auch die Hygiene in der Küche sollte Eltern nach wie vor wichtig sein, da Bakterien wie Listerien und Salmonellen nicht nur Kindern gefährlich werden können. Das heißt, dass der Kühlschrank nicht zu niedrig eingestellt werden sollte, Hühnerfleisch und ähnliches vor dem Kochen gut abgewaschen werden und Kinder nur frisches, gewaschenes Obst und Gemüse erhalten sollten. Ansonsten gilt:

- Sorgen Sie für ausreichende Reinigung mit einfachen Putzmittel.

- Wechseln Sie häufig die Putzlappen.

- Reinigen Sie regelmäßig Ihren Kühlschrank, zum Beispiel mit warmem Essigwasser.

- Leeren und reinigen Sie regelmäßig den Abfalleimer.

- Vor dem Essen Hände waschen nicht vergessen.


Quelle: www.eltern.t-online.de

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Lis Dammann
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