Der Sturz eines Jungen von der Sesselbahn hat in der Schweiz wieder eine Diskussion um kindersichere Sessellifte ausgelöst.


Keine Fahrt ohne Erwachsene

Unfälle dieser Art passieren laut Statistik des Bundesamts für Verkehr (Schweiz) alljährlich: 2007 fielen 10 Personen (davon 8 Kinder) von einem Sessellift - 6 von ihnen wurden dabei verletzt. 2006 waren es 6 Abstürze (5 Kinder) mit 3 Verletzten, 2005 5 Abstürze (4 Kinder) mit 5 Verletzten. Für die Jahre davor werden Zahlen von ähnlicher Grössenordnung ausgewiesen. Renate Schoch, Sprecherin des Verbands Seilbahnen Schweiz, stellt die Unfälle in Relation zur Gesamtfrequenz: Pro Jahr transportieren die Schweizer Bergbahnen rund 310 Millionen mal eine Person.

Nichtsdestotrotz betonen Seilbahnverband, Seilbahnbranche und Skischulen, dass sie bestrebt seien, die Risiken weiter zu verkleinern. Denn Tatsache ist, dass Kinder mit weniger als 1.25 Meter Körpergrösse unter den meisten Sicherungsbügeln durchrutschen können.
Bei der Schweizer Ski- und Snowboardschule Zermatt gelte daher die Regel, dass kleine Kinder nicht ohne Begleitung eines Erwachsenen auf einen Sessel steigen dürften. Der Skilehrer sei verantwortlich, dass auf jedem Sessel ein Erwachsener sitze. Die Empfehlung der internationalen Vereinigung der Seilbahnbetreiber und -behörden geht sogar noch einen Schritt weiter. Laut ihrer Empfehlung sollte neben jedem Kind eine erwachsene Person sitzen.


Mit Magnet «festkleben»?

In Zermatt kam es aber trotz dieser - vom Skilehrer beherzigten - Empfehlung zum Unfall. Eine Empfehlung, die offensichtlich nicht ausreicht, weil das absolut sichere Sessellift-Prinzip bisher noch nicht erfunden worden ist.

Es gebe in der Schweiz derzeit nur zwei Sessellifte, die für Kinder wirklich sicher seien. Allerdings handle es sich dabei um Skischullifte, die für Erwachsene ungeeignet seien. Der Zwischenraum zwischen Bügel und Sitzfläche sei hier derart knapp bemessen, dass der Bügel erwachsenen Passagieren tief in den Oberschenkel drücke. Die Herausforderung liegt darin, ein System zu finden, das für Kinder sicher und gleichzeitig sowohl für Kinder wie für Erwachsene bequem ist. Derzeit würden verschiedene Methoden getestet - reif für die Serienproduktion sei noch keine.

Getüftelt wird freilich nicht nur in der Schweiz. Im französischen Courchevel wird an unter 1.25-Meter-grosse Kinder versuchsweise eine magnetische Weste abgegeben. Mit Hilfe eines Magneten im Sessel werden die Kinder während der Fahrt «festgeklebt». Am Zielort wird der Magnet deaktiviert, damit die Kinder aussteigen könnten. Ob sich das System bewährt, wird die Auswertung des Versuchs zeigen.

Quelle: www.tagesanzeiger.ch

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Lis Dammann
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