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 Betreff des Beitrags: Verbrennungen - Verletzungen, die unter die Haut gehen
BeitragVerfasst: 11.09.2011, 18:33 
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Verletzungen, die unter die Haut gehen

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Die Initiative Paulinchen e. V. unterstützt betroffene Familien. Aus einer Selbsthilfegruppe ist inzwischen eine bundesweit tätige Organisation geworden.

Ein kleiner Junge, der, von den Flammen magisch angezogen, mit beiden Händen an die Kaminscheibe gefasst hatte. Ein Kleinkind, das im Urlaub schwere Verbrennungen an allen vier Gliedmaßen erlitt, die auch nach der Heimkehr noch stark schmerzen und nachbehandelt werden müssen. Eine junge Familie, die bei einem Hausbrand ihr gesamtes Hab und Gut verlor. Und die - noch viel schlimmer - nun bangen muss um das Kind, das schwer verletzt in einer Spezialklinik liegt.

Das ist der Inhalt von nur drei Anrufen innerhalb von 24 Stunden. Drei von rund fünftausend Anfragen, die binnen eines Jahres bei der Hamburger Initiative Paulinchen e. V. eingehen. Hinter vielen von ihnen steht ein Schicksalsschlag, der das Leben eines Kindes und seiner Angehörigen verändert und über Monate oder gar Jahre prägen wird. "Verbrennungen", sagt Adelheid Gottwald, "zählen zu den schmerzhaftesten Verletzungen, die es gibt. Und mit den Narben leben die Betroffenen ein Leben lang."

Jahr für Jahr erleiden in Deutschland mehr als 30 000 Kinder Verbrennungen und Verbrühungen. 6000 von ihnen werden dabei so schwer verletzt, dass sie stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, bei denen in 80 Prozent der Fälle heiße Flüssigkeiten oder der Kontakt mit heißen Gegenständen die Ursache sind. "Schon eine heiße Tasse Kaffee reicht, um die Körperoberfläche eines Säuglings zu 30 Prozent zu verbrennen", sagt Adelheid Gottwald. Die 54-Jährige, selbst Mutter eines brandverletzten Kindes, gründete Paulinchen im Jahr 1993.

Der Verein warnt mit Präventionskampagnen vor den Gefahren durch heiße Flüssigkeiten und Flächen, Feuer, Strom und Säuren. Eine kostenlose Hotline ( 0800/011 21 23) steht Betroffenen rund um die Uhr zur Verfügung. Hier erfahren Eltern, wo ihr Kind die beste Versorgung erhält und was zu beachten ist, um mögliche Langzeitfolgen zu vermeiden. Doch die Initiative unterstützt nicht nur bei der Versorgung der körperlichen Wunden, sie kümmert sich auch um die Verletzungen, die unter die Haut gehen.

Denn schwere Verbrennungen ziehen für die Patienten oft eine lange Leidenszeit nach sich. Auf den traumatischen Unfall folgen mitunter mehrere Wochen auf der Intensivstation und viele Monate Krankenhaus und Rehabilitation. Um die Narbenbildung möglichst gering zu halten, müssen brandverletzte Kinder eineinhalb bis zwei Jahre lang maßangefertigte Kompressionsverbände tragen. Und die Eltern, die ihrem Kind am liebsten jedes weitere Leid ersparen würden, müssen dafür Sorge tragen, dass es all dies über sich ergehen lässt - und trotz allem wieder Spaß am Leben findet. "Um den Kindern zu helfen", sagt Gottwald, "müssen wir oft zuerst den Eltern helfen, das Geschehene anzunehmen."

Von ihren Anfängen als kleine Selbsthilfegruppe ist Paulinchen mittlerweile zu einer bundesweit tätigen Organisation mit 700 Mitgliedern angewachsen, darunter neben Betroffenen auch viele Ärzte, Feuerwehrleute und Therapeuten. In den Büroräumen im Hamburger Norden wuseln zumeist vier, fünf Ehrenamtliche und Teilzeitkräfte, beantworten Anfragen, schicken Infobroschüren und Aufklärungsposter an Krankenhäuser, Kitas und Schulen oder senden betroffenen Familien Info-Pakete zu. Allein die Präventionsbroschüre wurde mittlerweile schon vier Millionen Mal verschickt.

60 Prozent der Brandverletzungen bei Kindern könnten Untersuchungen zufolge verhindert werden, wenn einfache Vorsichtsmaßnahmen getroffen würden. Dazu zählen Rauchmelder, Herdschutzgitter und Steckdosensicherungen. Außerdem sollten keine heißen Getränke an Tischkanten oder sonst in Reichweite von Kindern stehen. Das Problem ist zumeist, dass sich die Eltern der Gefahren nicht bewusst sind. Deshalb ist Prävention vielleicht der wichtigste Teil der Arbeit von Paulinchen. Der Verein hat erreicht, dass der 7. Dezember seit vergangenem Jahr im Kalender der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung offiziell als "Tag des brandverletzten Kindes" geführt wird. Schon am ersten Aktionstag 2010 beteiligten sich mehr als 70 Schulen, Kitas, Feuerwehren und andere Einrichtungen. Auch die 20 deutschen Spezialkliniken, die insgesamt 45 Intensivbetten für brandverletzte Kinder vorhalten, informierten über ihre Arbeit.

Anneliese Stapelfeldt, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, musste selbst erfahren, wie wichtig die Arbeit der Helfer für die Betroffenen ist: Es geschah in der Karnevalszeit, ihr damals neunjähriger Sohn hatte sich für eine Feier originell verkleidet - als Alge. Feuerfeste Kostüme waren noch nicht Standard. Als die Troddeln der Verkleidung mit einer Kerze in Berührung kamen, stand die Kunstfaser in Sekunden lichterloh in Flammen. Der Junge wurde mit großflächigen Hautverbrennungen ins Krankenhaus gebracht. Es begann eine furchtbare Zeit für die Familie, in der die Mutter irgendwann auf die Initiative stieß. "Was ein großes Glück war", sagt die 55-Jährige heute.

Denn Paulinchen bietet Betroffenen nicht nur ein Netzwerk aus niedergelassenen Ärzten und Therapeuten. Die Initiative begleitet Familien, wenn sie es wünschen, noch Monate oder Jahre später durch die schwierige Zeit der Rehabilitation. Eine besondere Rolle spielt dabei das Paulinchen-Seminar, zu dem sich einmal im Jahr 25 betroffene Familien in der Nähe von Nürnberg treffen. Hier können sie mit Spezialisten sprechen, beispielsweise plastischen Chirurgen, Psychologen oder Krankengymnasten. Oder, was ebenso hilfreich sein kann, miteinander. "Kindern hilft es sehr, wenn sie sich mit Gleichaltrigen austauschen können, die in einer ähnlichen Situation sind", sagt Anneliese Stapelfeldt. Sie nahm mit ihrer Familie an einem solchen Wochenende teil und beschloss danach, sich dauerhaft bei Paulinchen zu engagieren. Das Seminar sieht ein getrenntes Programm für Kinder und Erwachsene vor. Für einige Eltern ist es das erste Mal seit dem Unfall, dass sie ihr Kind für ein paar Stunden aus den Augen lassen. Auch das ist ein wichtiger Schritt zurück ins Leben.


Quelle: www.welt.de

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Lis Dammann
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