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Autschland!
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Autor:  Nicola Quade, BAG [ 03.07.2006, 12:16 ]
Betreff des Beitrags:  Autschland!

Stellungnahme von BAG Präsidentin Dr. Stefanie Märzheuser im Magazin "SICHER zuhause &unterwegs" 2/2006, Autorin Simone Wans

GDV-Broschüre zur Prävention
von Kinderunfällen
auf Türkisch und Arabisch


Ihre Oberschenkel, der Bauch und die Brust bestehen nurnoch aus Narbengewebe. Das türkische Mädchen, das die Berliner Chirurgin Stefanie Märzheuser momentan behandelt,
hatte sich vor ein paar Jahren an dem heißen Fett einer Friteuse verbrüht. Die Verbrennungen führen jetzt dazu, dass nur eine Brust des Mädchens wachsen kann.
Sie leidet sehr unter der Entstellung ihres Körpers. „So oft wir auch operieren, wir werden die Narben nie vollständig
beseitigen können“, sagt Märzheuser.
Unfälle mit Friteusen haben dramatische Folgen, weil das Fett sehr heiß wird. Erstaunlicherweise passieren solche
Verbrühungen deutlich häufiger bei türkischen Menschen. Überhaupt haben Untersuchungen der deutschen Versicherer gezeigt, dass schwere Unfälle mit bleibenden körperlichen
Schäden bei Kindern nicht-deutscher Familien mehr als vier Mal so häufig auftreten als bei deutschen. Je schwerer der Unfall, desto größer der Unterschied im Risikovergleich. Insgesamt kommen fast zwei Millionen
deutsche und ausländische Kinder pro Jahr bei Unfällen zu Schaden. Von jährlich rund 287.000 nach einem Unfall in Kliniken behandelten Kindern tragen rund 4.000 bleibende
Schäden davon.

Seit zehn Jahren arbeitet Stefanie Märzheuser an der Berliner Universitätsklinik. Gleichzeitig ist sie Präsidentin der Bundesarbeitsgemeinschaft
„Mehr Sicherheit für Kinder“ (BAG),
Bonn. Sie wertet penibel die Daten aus der Rettungsstelle aus und kann genau sagen, warum und unter welchen Umständen Unfälle mit Kindern passieren. „Die Ursachen für die Häufigkeit von Unfällen bei Migranten
sind vielfach in kulturellen Unterschieden begründet“, analysiert Märzheuser. Zum Beispiel wird der Samowar oft nicht so aufgestellt, wie es unter Sicherheitsgesichtspunkten ratsam wäre. Schnell passiert es, dass das Gerät umstürzt
und sich ein Kind verbrüht. Bei Türken, Arabern oder Kroaten spielt sich zudem das Familienleben oft abends ab. Diese Tradition kollidiert nicht selten mit einem deutschen Tagesrhythmus. Bei den abendlichen Treffen sind Erwachsene und Kinder müde und es passieren Unfälle aufgrund nachlassender
Konzentration.

Darüber hinaus fehlt häufig auch das Bewusstsein für Unfälle, weil Migranten sich oft mit anderen Problemen beschäftigen müssen, die für sie vorranging sind. „Es ist oft kein ausgeprägtes Sicherheitsdenken oder ein vorausschauendes Denken vorhanden“, sagt Stefanie Märzheuser. Damit sich das ändert, hat sie für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eine Broschüre zur Prävention und Ersten Hilfe bei Kinderunfällen zusammengestellt, die jetzt ins Türkische übersetzt wurde. Die Broschüre beschreibt Risikoschwerpunkte und wichtige
Verhaltensregeln zur Ersten Hilfe. So ist es zum Beispiel bei einer türkischen Hochzeitsfeier ratsam, für einen Extra-Raum
zu sorgen, in dem ein Erwachsener auf die Kinder aufpasst. In den Hochzeitssalons kommen 400 bis 500 Menschen zusammen – da rutschen Kinder oft aus dem Blickfeld. Nicht selten
landen sie später mit Sturzverletzungen oder Verbrennungen auf Stefanie Märzheusers OP-Tisch.

„Die Broschüre ist sehr gefragt“, sagt Katrin Rüter de Escobar vom GDV. „Wir wollen das Bewusstsein dafür schärfen, wo Gefahren lauern und wie Eltern ihre Kinder besser schützen
können.“ Die Bezugsadresse zur kostenlosen Bestellung: GDV-Pressestelle, Friedrichstraße 191, 10117 Berlin, Fax 030 / 20 20 66 04/-05, E-Mail k.rueter@gdv.org.oder zum Download unter www.gdv.de

Autorin: Simone Wans (arbeitet als freie Journalistin in München) in "Sicher zuhause & unterwegs" 2 / 2006

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