Spielzeug: Testen Sie selbst
Eltern sollten sich Spielzeug genau ansehen, bevor sie es kaufen. FlĂ€chendeckende QualitĂ€tsÂkonÂtrollen gibt es derzeit nicht. GewerbeÂaufsichtsÂĂ€mter können aus dem RiesenÂangebot nur StichÂproben prĂŒfen. test.de sagt, woran Sie sichere und unsichere Spielzeuge erkennen.
Ein Drittel aller unsicheren Produkte
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Spielzeughersteller oder -verkĂ€ufer. Dieser Hinweis prangt zwar nicht auf Spielzeug, gefĂ€hrliche Nebenwirkungen kann es dennoch haben. Das Warnsystem der EuropĂ€ischen Union Rapex, das unsichere Produkte in allen EU-LĂ€ndern auflistet, schlug allein im Jahr 2007 bei Spielzeug insgeÂsamt 417 Mal Alarm. Damit stellen ausgerechnet Produkte fĂŒr die JĂŒngsten und Empfindlichsten ein Drittel aller als unsicher gemeldeten Waren. Die Dunkelziffer liegt laut Insidern noch wesentlich höher. Immer wieder negativ fĂ€llt Spielzeug aus China auf. Von dort stammen rund 80 Prozent der Spielwaren, mit denen europĂ€ische Kinder spielen.
Richtlinie wird derzeit ĂŒberarbeitet
Egal ob âMade in Chinaâ oder âMade in Germanyâ: Jedes Spielzeug, das hierzulande verkauft wird, muss der europĂ€ischen Spielzeugrichtlinie EN 71 entsprechen. Sie ist bereits 20 Jahre alt und wird derzeit ĂŒberarbeitet. Das ist dringend notwendig, weil der Einsatz vieler Chemikalien weniger streng geregelt ist, als es nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft erforderlich wĂ€re.
Nur StichprobenprĂŒfung
Vertrauen in die Richtlinie ist gut, Kontrolle ist besser. Doch daran hapert es. Die GewerbeaufsichtsĂ€mter können aus den Bergen von Puppen, PlĂŒschtieren, Autos und Puzzles nur Stichproben unter die Lupe nehmen. Die eigentliche Verantwortung fĂŒr sicheres Spielzeug wird Herstellern und HĂ€ndlern ĂŒbertragen. Sie mĂŒssen auf ihren Produkten ein sogenanntes CE-Zeichen anbringen, das die Einhaltung europĂ€ischer Standards garantiert (CE steht fĂŒr CommunautĂ© EuropĂ©enne). Das CE-Zeichen ist allerdings eine reine Herstellerangabe, es handelt sich dabei nicht um ein PrĂŒfzeichen einer unabhĂ€ngigen Kontrollstelle.
Eltern als Spielzeugkontrolleure
Eltern, GroĂeltern und alle anderen, die Kindern eine Freude machen wollen, sollten beim Spielzeugkauf als private Kontrolleure einspringen. Dabei helfen PrĂŒfsiegel, aber auch ein eigener kritischer Blick. Es empfiehlt sich, verschiedene Sicherheitsaspekte zu berĂŒcksichtigen:
- Konstruktion
Scharfe Kanten und Grate am Spielzeug, an denen Kinder sich verletzen können, sind laut EU-Spielzeugrichtlinie tabu. AuĂerdem muss ausgeschlossen sein, dass Kinder sich an SchnĂŒren strangulieren oder Kleinkinder bis zu drei Jahren kleine Teile verschlucken können. Kleinteile, die abgelöst werden können, sollten daher stets gröĂer als ein Tischtennisball sein.
- Stoffe
Stoffpuppen, Teddys und andere Textilspielzeuge sollten vor der ersten Schmusestunde in der Waschmaschine gewaschen werden. So lassen sich mögliche Schadstoffe zumindest teilweise entfernen. Es lohnt sich, auf Textilsiegel zu achten.
- Farben
Lackiertes Spielzeug â auch aus Holz â kann schĂ€dliche Farbstoffe enthalten. Besonders bleihaltige Farben sind zurzeit im Gerede, weil zu viel Blei zu einer chronischen Vergiftung fĂŒhren kann.
- Kleber
Geklebtes Holz (Pressspan oder Sperrholz), aus dem viele Holzpuzzles bestehen, kann krebserregendes Formaldehyd-Gas abgeben. Alternative: Vollholz.
- Weichmacher
Diese Stoffe machen harte Kunststoffe wie PVC weich. Weichmacher dĂŒnsten mit der Zeit aus oder lösen sich in Fett und FlĂŒssigkeit. Einige sind gefĂ€hrlich und in Spielzeug deshalb verboten wie DiethylhexylÂphthalat (DEHP), BenzylbutylÂphthalat (BBP) und DibutylÂphthalat (DBP), die fortpflanzungsÂgefĂ€hrdend sind. Andere gelten als weniger riskant und sind nur in Spielzeug fĂŒr Kinder unter drei Jahren verboten wie Diisononylphthalat (DINP), Di-isodecylphthalat (DIDP) und Di-n-octyl-phthalat (DNOP). Auch in der Lackschicht von Buntstiften, die wir kĂŒrzlich geprĂŒft haben, fanden wir verbotene Weichmacher Schadstoffe in Schulbedarf (test 09/2008).Und gleich bei 11 von 15 LaufrĂ€dern im Test fĂŒhrten Schadstoffe in Reifen, Griffen oder im Sitzbezug zum QualitĂ€tsurteil âmangelhaftâ Test KinderlaufrĂ€der (test 07/2008).
- PVC
Polyvinylchlorid, kurz PVC, ohne Weichmacher ist sehr hart und riskant: Verschluckt ein Kind ein kleines, kantiges PVC-StĂŒck, verhĂ€rtet es sich durch MagensĂ€ure und kann Verdauungsorgane verletzen.
- Nitrosamine
Luftballons können krebserÂregende Nitrosamine enthalten. Die entstehen bei der Herstellung durch einen Vulkanisationsbeschleuniger. Seit Juli 2008 gilt fĂŒr Luftballons ein Nitrosamin-Höchstwert. Ab Mitte 2009 muss eine Warnung auf der Packung stehen, die zum Aufblasen mit einer Pumpe oder einem MundstĂŒck rĂ€t. FĂŒr andere Gummiartikel wie Schnuller gelten lĂ€ngst Nitrosamin-Höchstwerte.
- GerÀusche
Laute Rasseln, sprechende Kuscheltiere und anderes Akustikspielzeug können das Gehör schĂ€digen. Sie erreichten in unserer Untersuchung Lautes Kinderspielzeug (test 01/2005) LautstĂ€rken von bis zu 120 Dezibel und sind damit lauter als ein Presslufthammer. Beim Spielzeugkauf sollten sich Erwachsene das Spielzeug daher einige Sekunden direkt ans Ohr halten. Ist es den GroĂen zu laut, könnte es den Kleinen schaden.
- Stromspannung
Bei elektrisch betriebenem Spielzeug darf die Spannung maximal 24 Volt betragen. Das VDE-Label, ein Siegel des Verbands der Elektrotechnik, attestiert bei sachgemĂ€Ăer Nutzung Sicherheit fĂŒr elektrische Spielzeuge.
- Herstellerangaben
Auf der Verpackung sollten die Herkunft des Spielzeugs und die komplette Herstelleradresse stehen.
Keine MĂ€ngel akzeptieren
Wenn ein Spielzeug einen offensichtlichen Mangel hat, sollte es reklamiert werden. Einen Mangel hat zum Beispiel ein Auto, das bei geringster Belastung zu Bruch geht. Doch manche Reklamation ist schwierig. Wer etwa bei verdÀchtig riechendem Spielzeug zu viel Weichmacher vermutet, trÀgt die Beweislast. Es lohnt sich meist aber nicht, verdÀchtige Sachen auf eigene Kosten im Labor testen zu lassen. Das ist fast immer teurer als das Spielzeug selbst.
Quelle:
www.test.de