Pro Woche behandelt Dr. Ulf Schmidt, Primar der Unfallchirurgie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, mehrere Verletzte. Die meisten von ihnen sind Kinder.
Wie erleben Sie den Trampolin-Boom, der vor knapp zwei Jahren begonnen hat?
Das ist eine ganz dramatische Entwicklung. Schon letztes Jahr hat sich die Zahl der Verletzten gegenĂŒber 2006 verdoppelt. Und heuer im Juni war es ganz drastisch. Pro Woche hatten wir drei bis vier schwerverletzte Kinder. Wahrscheinlich werden wir heuer noch einmal mehr Verletzungsopfer haben als im Vorjahr.
Seit wann beobachten Sie diese Entwicklung?
Das Ganze hat 2006 begonnen. Seither sind die Trampoline gĂŒnstig am Markt und damit auch kontinuierlich die Verletzungen gestiegen. Heuer im April, Mai wwar das Wetter noch nicht so gut, aber im Juni hatten wir dann einen Fall nach dem anderen.
Welche Art der Verletzungen mĂŒssen Sie nach Tramolin-UnfĂ€llen behandeln?
Das reicht von Kopf bis FuĂ. Das Erschreckende ist aber, dass die HĂ€lfte der Verletzungen wirklich schwerwiegend sind und stationĂ€r behandelt werden mĂŒssen. Zum Teil sind das gravierende Kopfverletzungen, die wir zum GlĂŒck bisher immer noch ohne langfristige Folgen behandeln konnten. Auch WirbelsĂ€ulen-Verletzungen kamen schon vor. Manche haben auch GlĂŒck im UnglĂŒck und kommen mit ein paar KnochenbrĂŒchen oder Prellungen davon.
Welche Altersgruppe betrifft dieses Verletzungsrisiko hauptsÀchlich?
Zu 90 Prozent sind die Verletzten Kinder. Der ĂŒberwiegende Teil liegt in der Altersklasse der Sechs- bis 14-JĂ€hrigen. Ein paar Erwachsene hatten wir auch schon in Behandlung. Erschreckend ist aber, dass es in letzter Zeit auch immer öfter jĂŒngere Kinder trifft.
Wie passieren diese Verletzungen, vor allem bei den kleinen Kindern?
Bei den jĂŒngeren Kindern ist es immer derselbe Ablauf. Die Kleinen springen gemeinsam mit gröĂeren Kindern gleichzeitig. Da haben die Kleinen keine Chance, die werden regelrecht aus dem Trampolin hinauskatapultiert. Ich kann nur immer wieder warnen: Niemals zu zweit in einem Trampolin springen. Es passiert wirklich oft, dass die Kleinsten rausgeschossen werden. Viele Verletzungen entstehen auch dann, wenn Kinder versuchen, vom Trampolin raus auf ein Hindernis zu springen. Und die Ă€lteren Kinder versuchen sich oft in halsbrecherischen Stunts.
Was genau meinen Sie damit, wenn Sie sagen, dass die Kinder auf Hindernisse springen?
Ich fahre oft mit dem Fahrrad durchs Land und dann sehe ich in fast jedem Garten ein Trampolin stehen. Die einen bauen es zwischen Hausmauer und Gartenzaun auf, die anderen platzieren es direkt neben dem Pool. Da kann man sich schon vorstellen, was die Kinder machen, wenn das Trampolin so schön neben dem Becken aufgestellt ist. Am Sichersten ist es, wenn ein Trampolin auf der freien Wiese aufgebaut wird, dann kommen die Kinder nicht so leicht auf blöde Gedanken.
Man hört oft, das Trampolinspringen sei eine gesunde Sportart. Steht der Nutzen ĂŒberhaupt in einer Relation zum Verletzungsrisiko?
Das stimmt schon, Trampolinspringen fördert das Gleichgewichtsverhalten und den Muskelaufbau. Und die Eltern sind auch froh, wenn sich ihre Kinder bewegen, anstatt nur zu Hause zu sitzen. Aber es ist alles eine Frage der richtigen Anwendung. FrĂŒher, als das Inline-Skaten aufkam, sind auch die ersten ohne Helm und ohne SchĂŒtzer losgezogen. Das Trampolinspringen ist auch so eine SpaĂsportart, bei der ein gewisser Lernprozess vonstatten gehen muss.
Wovor warnen Sie die Eltern? Worauf sollen diese besonders achten?
Die Verletzungen passieren immer aus vier GrĂŒnden: Entweder weil sich mehrere Kinder gleichzeitig auf einem Trampolin befinden, weil besonders halsbrecherische Sprungmanöver versucht werden, weil auf Hindernisse oder ĂŒber Hindernisse gesprungen wird oder weil kein Netz bzw. ein zu niedriges Netz vorhanden ist. Diese vier Gefahrenquellen gilt es auszuschalten
Tipps vom Arzt:
Dr. Ulf Schmidt befĂŒrwortet das Trampolin, aber nur wenn gewisse Regeln beachtet werden.
- Schon beim Kauf sollten Eltern darauf achten, dass das Trampolin ein gutes hohes Fangnetz hat. Die Federn und Kanten sollten auch gut gepolstert sein, denn kĂŒrzlich ist ein Kind durch die Federn gerutscht und hĂ€tte sich an ihnen fast stranguliert.
- Das Trampolin auf der freien Wiese aufstellen und nicht neben der Mauer, dem Griller, anderen Hindernissen, dem Zaun, den Gartenmöbeln oder dem Pool aufbauen.
- Nie von hohen Objektenauf das Trampolin springen.
- Immer nur ein einzelner Springer auf dem Trampolin - die meisten UnfĂ€lle passieren durch ZusammenstoĂen.
- Keine hochriskanten Sprungmanöveroder Stunt-Versuche.
- Kinder dĂŒrfen nur unter Aufsicht eines Erwachsenen oder Trainers aufs Trampolin.
- Das GerÀt nicht als harmloses SpielgerÀt unterschÀtzen.
Quelle: /www.rundschau.co.at
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Lis Dammann FORUM KINDERSICHERHEIT forum@kindersicherheit.de
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