Schon einige Sekunden Schütteln können ein Baby lebensgefährlich verletzen. Schädigungen können aber auch unerkannt bleiben, zu falschen Diagnosen führen oder Lernschwierigkeiten zur Folge haben, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). „Da diese Form der Kindesmisshandlung weder mit blauen Flecken noch mit anderen sichtbaren Verletzungen einhergeht, können leichtere Formen dieser Verletzung auch unerkannt bleiben“, erklärt Fitze. Und so könnte es sogar vorkommen, dass die falsche Diagnose „Plötzlicher Kindstod“ oder „Sturz vom Bett“ gestellt werde und der Fall nie zur Aufklärung komme. „Im Verdachtsfall können wir jedoch mit moderner Diagnostik von Ultraschall, MRT oder anderen spezifischen Untersuchungen die Folgen des Schüttelns genau von anderen Verletzungen unterscheiden“, sagt das DGKCH-Vorstandsmitglied.
Schäden im Gehirn sind oft irreversibel. „Vorbeugung spielt hier deshalb eine besonders große Rolle“, betont Professor Dr. med. Guido Fitze. Dies gilt auch, da Forscher einen Zusammenhang gefunden haben zwischen schweren Kopfverletzungen im Kleinkindalter und schlechteren Leistungen in der Grundschule. „Deshalb sollten Eltern möglichst schon vor der Geburt auf die Gefahren des Schüttelns, aber auch auf die Hilfsangebote bei Schreikindern hingewiesen werden“, betont er. Ebenso müssten behandelnde Ärzte im Klinikalltag genau hinschauen und jeden „Unfall“ im Kindesalter auf mögliche Kindesmisshandlung prüfen.
Quellen: DGKCH, AWMF, Adriana König 2014: Dissertation LMU München, J Epidemiol Community Health -
http://www.kinderaerzte-im-netz.de - 03.10.2014